Originaltitel: Hell Followed with Us
Autor: Andrew Joseph White
Erschienen: 7. Juni 2022
Deutsche Ausgabe: 03. März 2025
Erschienen: 7. Juni 2022
Deutsche Ausgabe: 03. März 2025
Inhalt: Trans Junge Benji ist mit einem Virus infiziert, das ihn zu einem Seraph mutieren lässt, einem Monster, das die Fähigkeit besitzt, die Menschheit zu vernichten. Er flieht vor einer fundamentalischen Sekte, die ihn als Waffe einsetzen will und sich selbst als Engel bezeichnet, welche für die Postapokalypse verantwortlich sind. Zuflucht findet Benji in einem Zentrum für queere Jugendliche.
"Hell Followed With Us" ist ein Buch, das ich gern schon zehn Jahre früher gelesen hätte. Es hat mich unglaublich gefreut, über so viele trans und nichtbinäre Figuren zu lesen, noch dazu in einem postapokalyptischen Setting.
Die Beschreibungen sind sehr explizit und der Stil kurz und bündig, teils ellipsenartig, was speziell sein mag, aber zur düsteren Atmosphäre passt. Ebenfalls speziell, aber gut gelungen ist das Setting und die Einbindung religiöser Symbolik.
Sehr interessant ist die Raumgestaltung des Romans. Einer der Haupthandlungsorte ist ein Zentrum für queere Jugendliche, das ALC. Dem gegenüber steht Neu-Nazareth, der Wohnstätte der selbsternannten Engel, einer ökofaschistischen religiösen Sekte, die für die erste Apokalypse verantwortlich war. Während das ALZ als Schutzraum für queere Jugendliche unterschiedlicher Herkunft dient, ist Neu-Nazareth ein Ort der Unterdrückung und des Terrors. Die mutierten Monster, einst Menschen, und die durch ein Virus leergefegten Städte, Flut genannt, sind die manifestierten Schrecken, die aus religiösem Fanatismus resultieren.
Sowohl Benji als auch Nick sind gelungene Protagonisten, deren innere Konflikte authentisch und sensibel aufgearbeitet werden. Mir gefiel es sehr, dass man mit Benji eine trans Figur vor ihrer Transition und ohne Dysphorie hat, die trotzdem von den anderen als Junge akzeptiert wird. Gefallen haben mir auch die Kapiteleinschübe aus Nicks Sicht, wodurch man neben der Außensicht auch eine Innensicht von ihm erhält und gezeigt wird, welchen Herausforderungen er sich als Autist und gleichzeitig als Anführer des ALZ stellen muss.
Zu den Nebenfiguren hingegen lässt sich weniger gut eine Bindung aufbauen. Es leben viele Teenager im ALZ, einige von ihnen bestenfalls namentlich erwähnt. Die Story konzentriert sich sehr auf Benjis Entwicklung. Dennoch ist es toll, so viel positive queere Repräsentation in einem einzigen Buch zu finden.
Eine genauere Einordnung der Zielgruppe gestaltet sich als schwierig, da sowohl sehr gewalttätige Szenen und expliziten Body Horror als auch typische Jugendbuch-Elemente miteinander vereint werden. Im Vordergrund steht Benjis Auseinandersetzung mit der eigenen Identität (einmal mit dem eigenen Transsein und auf einer anderen Ebene mit der Verwandlung zum Seraph) und mit der ersten Liebe. Dessen sollte man sich als Leser*in vorher bewusst sein.
Insgesamt ist es ein solides Buch mit einem ungewöhnlichen Setting und sehr guter Repräsentation.