7. November 2025

Rezension: Wolfsprinzessin. Ruf des Mondes (Teil 1)

Titel: Wolfsprinzessin. Ruf des Mondes

Autorin: Elisa Miller
Erschienen: 05. November 2025

Inhalt: Liria ist die Erbin des Wolfsthrons. Es wird gemunkelt, dass sie nicht die Richtige Nachfolgerin ihrer Mutter ist. Und dann taucht auch noch ihr lang verschollener Zwillingsbruder wie aus dem Nichts auf ...


"Ruf des Mondes" ist der erste Teil der Dilogie "Wolfsprinzessin", welche im zweiten Teil nahtlos weitergeht. Wir haben hier also keine abgeschlossene Handlung.

Es ist ein wirklich interessanter, empfehlenswerter Roman mit einer etwas ungewöhnlichen Erzählweise. Schön ist vor allem, wie mit der Werwolfsthematik umgegangen wird. Die Magie ist in diesem Teil sehr subtil gestreut. Sie ist allgegenwärtig, auch wenn sie nicht immer erwähnt oder gezeigt wird, was zum einen für Spannung sorgt und wodurch sich dieses Werk von anderen Werwolfsgeschichten abhebt.

Trotz typischer Elemente wie Magie, Formwandlern und Thronfolgerkonflikt haben wir es hier nicht mit typischer High Fantasy zu tun, sondern mit Figurenfantasy, die, wenn auch mit besonderer Eigenart, entfernt an Reihen wie "Das Lied von Eis und Feuer" erinnern.
Wer epische Schlachten oder die Rettung der Welt gegen böse Mächte erwartet, wird von diesem Buch eher enttäuscht werden. Wer sich jedoch gern auf eine etwas ungewöhnliche Lesart und eine von Figuren getragene Story einlassen möchte, wird in "Wolfsprinzessin" die richtige – durchaus auch fordernde – Lektüre finden.

Die Titelfigur ist ein wichtiger Teil des Figurenensembles, tritt jedoch selbst, ganz gemäß ihrem scheuen Charakter, in den Hintergrund, was Platz für andere Perspektiven schafft. Genau das ist auch das Besondere an diesem Roman. Es gibt verschiedene Sichten auf Ereignisse, jede Figur hat eigene Interessen, die weder als gut noch als böse eingeordnet werden können, was sie sehr vielschichtig macht. Besonders schön ist es, wie divers die Figuren sind. Der einzige Nachteil ist, dass sich die Handlung dadurch recht langsam aufbaut.

Stilistisch ist "Wolfsprinzessin" sehr gelungen. Aufgewertet wird der Roman durch viele intertextuelle Bezüge. Eine Besonderheit sind die Meta-Einschübe. Es gibt einen fiktiven Erzähler, der mit den Leser*innen mal über die Kunst des Erzählens und Genrekonventionen philosophiert, ungewöhnliche Handlungswendungen erklärt und mal auf ganz andere Weise weitererzählt. Sehr interessant und bereichernd sind die als Prätexte inszenierten Zwischenkapitel, die einen neuen Blickwinkel auf die Handlung ermöglichen.

"Ruf des Mondes" ist ein recht langsam aufbauender Dilogie-Auftakt, der an einer sehr brisanten, aber doch genau richtigen Stelle endet.