26. Februar 2025

Rezension: Magie & Milchschaum

Originaltitel: Legends & Lattes

Autor: Travis Baldree
Erschienen: 22. Februar 2022
Deutsche Ausgabe: 18. Mai 2023

Inhalt: Orkin Viv hängt das Leben als Abenteurerin an den Nagel und eröffnet ihr eigenes Café.

"Magie & Milchschaum" ist ein wunderbares Werk zum Wohlfühlen mit sympathischen Figuren und einem starken "Dungeons & Dragons"-Vibe.

Viv ist die typisch starke Kriegerin, die man sich eigentlich mit einem Schwert oder Morgenstern bewaffnet auf einem epischen High-Fantasy-Schlachtfeld vorstellt. Umso erfrischender ist es, dass gerade sie als Hauptfigur gewählt wurde und Gelegenheit hat, sich von ihrer gefühlvollen Seite zu zeigen. Die Liebesgeschichte zwischen ihr und der Succubus Tandri ist sehr dezent eingearbeitet und entwickelt sich langsam, was wunderbar zur Handlung passt.

Neben Viv und Tandri gibt es noch weitere liebevolle Figuren, die Viv dabei helfen, ihren Traum vom Café zu erfüllen. Ganz besonders Fingerhut lebt ab sofort mietfrei in meinem Kopf und einer meiner größten Träume ist es, seit ich das Buch gelesen habe, eine seiner selbstgebackenen Zimtschnecken essen zu dürfen.

Als großer D&D-Fan und -Spieler gefiel mir das Setting sehr. Es ist eine klassische Fantasywelt mit Orks, Kobolden, humanoiden Tieren und anderen Fabelwesen, wie man sie aus High Fantasy-Werken oder aus Pen-and-Paper-Abenteuern kennt. Die Geschichte fühlt sich an wie das ersehnte Sequel eine*r jeden Kampagnen-Held*in, der*die sich nach der erfolgreichen Reise und dem Kampf gegen das Böse zur Ruhe setzt.

Der Stil ist einfach gehalten und gut zu lesen. Auch wenn es sich eindeutig um Cozy Fantasy handelt, läuft nicht alles perfekt und es wird für Spannung gesorgt. Der Wohlfühlfaktor bleibt aber eindeutig im Fokus. Das perfekte Buch für weniger gute Tage (oder für gute Tage, um sie noch besser zu machen).

Wer "Magie & Milchschaum" mag, kann sich außerdem auf das Prequel "Bücher & Barbaren" freuen, welches im November 2023 erschienen ist.

24. Februar 2025

Rezension: Das Ewigkeitsprojekt

Autorin: Caroline Hofstätter
Erschienen: 15. Oktober 2019

Inhalt: Als die Ärztin Dr. Sarah Berger eines Morgens das Haus verlässt, ist die Stadt verlassen. Während sie den rätselhaften Ereignissen auf den Grund geht, wird ihr bewusst: Sie befindet sich bereits mitten im Ewigkeitsprojekt.

"Das Ewigkeitsprojekt" ist ein sehr unterhaltsamer Science-Fiction-Roman. Besonders gefallen hat mir das Setting, das vielleicht nicht ganz neu, aber sehr interessant gestaltet ist. Der Roman verbindet hier Virtual Reality mit einem Hauch Apokalypse, was ich persönlich sehr mag.

Der Erzählstil ist flüssig und der Spannungsbogen ist sehr gut aufgebaut. An manchen Stellen gibt es noch sprachliche Holpersteine. Darüber kann aber hinweggesehen werden, wenn man bedenkt, dass es sich um ein Erstlingswerk handelt.

Die Hauptfigur Sarah begegnet einem anfangs als eine selbstbewusste, kluge und nachvollziehbar dargestellte junge Frau, was sie sympathisch macht. Leider nimmt ihre Figurenentwicklung stark ab, sobald Lennard auftaucht, in dessen Anwesenheit sie sich auf einmal unterwürfig benimmt und den sie oft an ihrer Stelle sprechen lässt.

Ein oder zwei Kapitel mehr hätten dem Buch gut getan. Die gut aufgebaute Spannung wird rasch aufgelöst. Gegen Ende hin verläuft alles sehr schnell und ehe man sich versieht, ist man über den Höhepunkt hinaus und es endet abrupt.

22. Februar 2025

Rezension: Iron Widow - Rache im Herzen

Originaltitel: Iron Widow

Autor*in: Xiran Jay Zhao
Erschienen: 21. September 2021
Deutsche Ausgabe: 26. Juli 2023

Inhalt: Um Huaxia vor äußeren Bedrohungen zu schützen, steuern jeweils ein Mann und eine Frau einen Kampfroboter. Zu ihnen gehört Zetian, die sich am Mord an ihrer Schwester rächen will. Obwohl die Macht der männlichen Piloten wesentlich stärker ist als die der Frauen, kehrt Zetian im Gegensatz zu ihrem Co-Piloten lebend zurück. Doch statt als Heldin gefeiert zu werden, sperrt man sie ein ... 

„Iron Widow“ ist ein Science-Fiction-Roman, der vor allem durch sein düsteres Setting besticht und einer gelungenen Mischung aus Anime-Elementen und chinesischer Geschichte.

Ein Highlight sind für mich die sehr dynamisch beschriebenen Kampfszenen und das Design der Chrysalises. Insbesondere Fans von Mecha-Animes wie „Neon Genesis Evangelion“ werden hier auf ihre Kosten kommen.

Leider hat mich Hauptfigur Zetian nicht überzeugt. Sie besitzt durchaus interessante Eigenschaften und funktioniert auch als Hauptfigur. Ihre Motive sind verständlich und nachvollziehbar. Ihr Handeln ist allerdings durchweg aggressiv, unreflektiert und sie muss immer das letzte Wort haben, was anscheinend niemanden stört. Hinzukommt, dass sie mit Abstand die stärkste Pilotin von allen ist und das ohne großen Aufwand. Wenn jemand einmal nicht ihrer Meinung ist, wird er oder sie plattgemacht ohne Rücksicht auf Verluste, und erzähltechnisch wird immer hervorgehoben, wie gerechtfertigt ihre Handlungen sind.

Obwohl Zetian aufgewachsen ist wie viele andere Mädchen in dieser Welt auch, scheint sie außerdem die einzige zu sein, die freiheitliches Gedankengut entwickelt und gesellschaftliche Strukturen hinterfragt. Ihre Glaubwürdigkeit hat sie für mich verloren, weil sie eigentlich das Ziel hat, das Patriarchat zu stürzen und alle Frauen aus der Unterdrückung zu befreien, sie gleichzeitig aber Frauen rücksichtslos angreift und tötet, die sich dem System fügen, ohne deren Hintergründe zu hinterfragen. Wenn Zetian diese Frauen so sehr verachtet, frage ich mich, welchen Zweck es überhaupt hat, für sie zu kämpfen. Im ganzen Buch wird keine einzige Frau vorgestellt, die ähnliche Ansichten wie Zetian vertritt.

Dafür dass „Iron Widow“ als ein stark feministisches Werk beschrieben wird, hätte ich mir gewünscht, dass besser mit weiblichen Figuren umgegangen wird. Ich hätte mir zumindest mehr Verständnis von Zetian gegenüber Schwächeren gewünscht oder aber eine konkrete Stellungnahme des Erzählers zu ihrem Verhalten.

Die Liebesbeziehung der drei Hauptfiguren finde ich interessant, die Umsetzung leider sehr holprig. Wie Zetian mit beiden ein Verhältnis aufbaut, ist nachvollziehbar gestaltet. Da sie der gnadenlose Mittelpunkt der Handlung ist, kommt die Beziehung zwischen Yzhi und Shimin definitiv zu kurz und wirkt trotz ein, zwei kurzer Andeutungen sehr gezwungen. Beide wirken wie Zetians Schoßhündchen, die alles für sie tun würden, ohne sie zu hinterfragen, was beide sehr eindimensional macht.

Das Erzähltempo ist sehr schnell. Zum einen treibt es einen als Leser*in gut voran. Zum anderen fehlt wertvolle Zeit, sich in die Welt von „Iron Widow“ hineinzuversetzen. Streckenweise wird nur nacherzählt. Szenen folgen aufeinander, deren Zusammenhang man sich denken muss. Man merkt dem Werk an, dass hier versucht wurde, es auf eine angemessene Länge runterzubrechen, damit es verkaufstechnisch rentabel ist. Mehr wäre in diesem Fall auch mehr gewesen.

Mehr Tiefe hätte dem Roman gut getan, auch eine bessere Ausarbeitung des feministischen Ansatzes. Die Beziehung der Hauptfiguren bleibt trotz ihres Potentials oberflächlich.

Rezension: Siebtland. Buch eins - Jenna

Autorin: A. G. Grube

Erscheinungsdatum: 3. März 2024

Inhalt: Jenna erwacht, ihrer Erinnerungen beraubt, in einem mysteriösen Reich namens Siebtland. Ein Magierkreis ernennt sie zur neuen Königin, doch Jenna will sich ihrem Schicksal nicht ergeben. Gemeinsam mit einem geheimnisvollen Verbündeten flieht sie von Insel zu Insel.

"Siebtland" ist ein unterhaltsamer Fantasyroman mit einer Prise Romantik, den ich vor allem Fans von klassischen Fantasyelementen empfehlen kann.

Es gibt einige altbewährte Elemente, wie man sie erwartet, wie z. B. eine auserwählte Heldin, jede Menge Magie, den Kampf zwischen Gut und Böse. Am Ende steht nichts Geringeres als die gesamte Welt auf dem Spiel. Das alles wird auf unterhaltsame und interessante Weise miteinander verflochten und durch ein paar originelle Elemente aufgewertet. Sehr interessant ist der Weltenbau. Siebtland ist eine Inselwelt, die sich komplett in einer Höhle befindet. Das Klima wird durch Magie herbeigeführt. Der Trope der Auserwählten wird hier außerdem auf eine spannende Weise umgesetzt.

Weniger schön ist das ein oder andere Klischee, wie z. B. Jenna als Damsel in Distress (Achtung Spoiler/Triggerwarnung: Es gibt eine unschöne Szene, in der sie vor einer drohenden Vergewaltigung gerettet werden muss von ihrem zukünftigen Lover. Es bleibt zum Glück "nur" bei einem unfreiwilligen Kuss und einer vagen Andeutung.) Auch die romantische Nebenhandlung kommt nicht ohne Klischees, wie z. B. mangelnde Kommunikation, die zu Missverständnissen führt, aus. Jenna wirkt mitunter ziemlich gefühlsduselig, was nicht immer ganz zur Ernsthaftigkeit der Situation passt. Darüber hinweg tröstet wenigstens, dass ihr männlicher Partner sympathisch rüberkommt und mal kein typischer Adonis ist.

Es werden ernste Themen wie Misogynie und Rassismus angesprochen, was mir persönlich gefiel. Etwas schade ist es, dass sich die Autorin bei der äußeren Beschreibung der betroffenen Figuren auf die Haarfarbe beschränkt und nicht auf weitere Merkmale, wie z. B. die Hautfarbe, eingeht. Es hinterlässt einen etwas seltsamen Nachgeschmack, da nicht wirklich auf Diversität eingegangen wird, obwohl sich die Gelegenheit bot.

Jenna ist ein zum großen Teil passiver Charakter. So ganz verübeln kann man es ihr ja nicht, schließlich hat sie ihr Gedächtnis verloren. Zum Ausgleich treiben die anderen Figuren die Handlung gut voran.

Die sieben bzw. sechs Magier (einer hat den Haufen verlassen) glänzen durch ihre Inkompetenz, was die Autorin mit einem heiteren Stil untermalt. Ihre regelmäßigen Unterhaltungen gleichen etwa einer Bundestagssitzung: Viel Geschwätz über Politik, aber so wirklich weiter kommen sie mit ihren Plänen nicht. Dass das irgendwann in eine Katastrophe ausartet, ist vorprogrammiert.

Besonders gefallen hat mir der Stil, der sich leicht und zügig lesen lässt. Da kann man über die ein oder andere Länge und Klischees hinwegsehen. Insgesamt bietet der Roman viel Altbewährtes. Wer also auf klassische Fantasy steht, wird unterhalten werden.

18. Februar 2025

Rezension: Aus Sternen und Staub

Originaltitel: The Bones Beneath My Skin

Autor: T. J. Klune
Erschienen: 26. Oktober 2018
Deutsche Ausgabe: 11. Oktober 2023

Inhalt: Um neu anzufangen, besucht Nate Cartwright die abgeschiedene Hütte seiner verstorbenen Eltern. Als er dort ankommt, trifft er auf zwei ungewöhnliche Besucher ...

Die Handlung ist nicht gerade neu, wird aber durch ein paar positive Aspekte, die Klune hineingibt, aufgewertet. Man sollte dennoch mit ein paar abgedroschenen Klischees rechnen. Wenn man damit leben kann, macht das Lesen durchaus Spaß.

Die Figuren sind sehr sympathisch. Im Mittelpunkt der Handlung steht vor allem die Beziehung der drei Hauptfiguren, die sich allmählich entwickelt.

Es gibt einen romantischen Subplot, der sich gut in die Handlung einfügt. An sich passt er sehr gut rein. Lediglich die Sexszene empfand ich dann doch als etwas übereilt und unpassend, aber das ist Geschmackssache.

Leider hat das Buch Längen. Es gibt ein paar Spannungsbögen, die kürzer hätten ausfallen oder gar nicht erst hätten sein müssen, da man als Leser*in entweder schnell dahintersteigt, was eigentlich Sache ist oder aber am Ende gar nichts Schlimmes passiert.
Dass es werbetechnisch mit "Stranger Things" verglichen wird, ist zwar in der Hinsicht nachvollziehbar, da einige Elemente gleich sind. Ansonsten ähnelt "Aus Sternen und Staub" aber eher einem Roadmovie als einem abenteuer- oder actionreichen Werk. Da ist der Vergleich etwas irreführend.

17. Februar 2025

Rezension: Die Insel der Tausend Leuchttürme

Autor: Walter Moers
Erschienen: 23. September 2023

Inhalt: Um sich von seiner Bücherstauballergie zu erholen, macht der zamonische Großautor Hildegunst von Mythenmetz Urlaub auf Eydernorn und begegnet dort allerart Mythen rund um die Insel und ihre (nicht ganz) tausend Leuchttürmen sowie das sagenumwobene Quaquappa.

"Die Insel der Tausend Leuchttürme" ist wieder ein typischer Zamonien-Roman, der uns diesmal bis ins kleinste Detail die Kurinsel Eydernorn, bekannt für ihre vielen Leuchttürme, vorstellt. Was wie ein erholsamer Kururlaub beginnt, verwandelt sich bald in eine Katastrophe.

Der Autor neigt sehr zu seinen allseits bekannten Mythenmetzschen Abschweifungen. Mit Längen sollte man also rechnen. In den ersten Briefen dümpelt die Handlung noch vor sich hin, wie die Ruhe vor einem Sturm - bis am Ende schließlich alles Knall auf Fall kommt. Die Spannung baut sich also sehr langsam auf.

Dafür jedoch erhält man als Leser*in tolle Einblicke in das Leben der Eydernorner Bevölkerung und über die Geschichte der Insel, dass man fast glauben könnte, selbst dort zu sein.

Zu Beginn hatte ich etwas Sorge, dass die Briefform Spannung aus der Geschichte nehmen könnte. Aber meine Befürchtungen haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. Noch dazu hat Moers einen unverwechselbaren Stil, wie er hier mal wieder bewiesen hat. Da ist einfach jeder Satz ein Genuss.

Ein toller Zamonien-Roman, der hält, was er verspricht.